Forschung & Entwicklung

UPDATE – Zwischenetappe

Als kuratorisches Forschungs- und Entwicklungslabor zu gesellschaftlichen Transformationsprozessen, welche durch künstlerische Projekte inspiriert sind, vollendet transformer-berlin 2025/2026 nun, den seit seiner Gründung gespannten, dramaturgischen Spannungsbogen. So möchte ich hier einen kurzen Gesamtüberblick der verschiedenen Phasen und Methoden unserer Forschungspraxis geben und vorab in diesem abstract, die drei inhaltlichen Hauptstränge aus den bis hierhin realisierten Formaten skizzieren:

von

angewandter Grundlagenforschung experimenteller künstlerischer Ansätze, hinsichtlich des allseitigen Auslotens von Ausdehnungsmöglichkeiten in „Raum und Zeit“, durch internationale Kooperationsprojekte in der „RaumErweiterungsHalle PrenzlauerBerg“ (siehe umfangreiches Programm unter Menüpunkt Vorgängerprojekt im Portfolio „REH-transformer“)

über

die Entwicklung von innovativen Raumstrategien für praxisbezogene, urbane Konzepte, die den Anspruch haben, einen gesellschaftlichen Austausch unter diversen Nachbarschaften dynamisch zu forcieren,

bis hin

zur Auswertung der Forschungsergebnisse, mit all den gewonnenen Erkenntnissen mittels medial-dokumentierten Zusammenfassungen für die allgemeine kuratorische Feldforschungsarbeit und Urbanistik.

Sämtliche, der in den jeweiligen Teams über die Jahre hinweg erarbeiteten Rechercheergebnisse, stehen ab jetzt für Forschungsanfragen zur Verfügung und können per email angefordert werden.

Gerade in Zeiten allgemeiner Separationstendenzen, halten wir es im aktuellen transformer-berlin Team für unabdingbar, den öffentlichen Raum weiter intensiv demokratisch zu verteidigen!

So möchte ich diesbezüglich, als exemplarisches Beispiel innerhalb unserer umfangreichen kuratorischen Forschungspraxis, in erster Linie das innovative, urbane Partizipationsprojekt „Interaktive Vermittlungsradtouren der Diversität und Integration“ (siehe nächsten Menüpunkt), hervorheben!

Dies kann innerhalb des avancierten Kulturbereiches, als wertvoller Prototyp im Hinblick auf die Entwicklung innovativer Formate der Teilhabemöglichkeit angesehen werden, denn in Parallelprozessen wurde ein weites Themenspektrum in unterschiedlichen Dialogen partizipativ verhandelt.

Durch das umfangreiche Themenspektrum und den besonderen, direkt im Austausch mit den Beteiligten gewonnenen Erfahrungen „on the road“, kann diese Basisarbeit für weiterer Akteur*innen der „Urbanen Praxis“ von besonderem Interesse sein und als grundlegende Blaupause für eigene, zukünftige Projekte herangezogen werden.

Darin bildeten Themen wie Zukunftsmobilität, Partizipation, Diversität, Vernetzung und Transdisziplinarität das Zentrum unserer Auseinandersetzungen, wobei besondere Fragestellungen intensiviert wurden wie bsplsw. „wie künstlerische Produktionsbedingungen im Zuge der zunehmenden Gentrifizierung verbessert werden können“ oder „wie die Möglichkeiten für erhöhte Teilhabe marginalisierter Gruppen möglich ist“ und „welche neuartigen Allianzen und Disziplinüberschneidungen in den jeweiligen Programmatiken realisierbar sind“,… um hier nur einige zu nennen.

Nachdem wir im Team unsere Grundidee für dieses Konzept formuliert hatten, war die erste Vorüberlegung, inhaltlich geeignete Locations unterschiedlichster Expertisen, auf den Routen im urbanen Raum Berlins, auszuwählen.

Dabei konnten wir ein hybrides, mehrdimensionales Netzwerk von kulturellen Ökosystemen entwickeln, worin sich neuartige Verbindungen zwischen den ausgewählten künstlerischen, sozialen und urbanen Interventionsräumen in Berlin ergaben, die es unter Beachtung von heutzutage notwendigen „Re-Kontextualisierungen“ zu untersuchen galt.  

Innerhalb dieses dynamischen Raumlaboratoriums, kamen dabei weiterte verschiedenstartige Fragestellungen unter den Protagonist*innen auf, welche sodann untereinander diskutiert wurden, wie bsplsw.:

– wie kann Kunst durch und partizipativ-dynamische Praktiken, einen positiven sozialen Wandel in der Gesellschaft anstoßen? (-> siehe hierzu bsplsw. unsere Events zu „Manifesta 15 & 16“)

– welche Interaktionen, neuen Spielräume und Begegnungsmöglichkeiten sind in heutigen Zeiten einer vermehrten Abschottung möglich und wie sinnvoll sind sie? (-> siehe bsplsw. bevorstehende Events zu den Kulturhauptstädten „Nova Goriza/Gorizia“ 2025; Motto „Crossing Borders“)?

– inwiefern ist die temporäre Umnutzung von Freiflächen/“Spaces in-between als Zwischennutzung“ im gentrifizierten Berlin noch möglich (-> siehe auch Konzeption „Manifesta Ruhr 2026“)?

– welche Zugewinne entstehen mittels neuer Radwege als Bindeglied für dynamischere Nachbarschaften und welche Möglichkeiten der Mitwirkung bestehen, um eine zukünftige autofreie Stadt in Berlin zeitnah zu erreichen?

– welche Anregungen können durch künstlerische Projekte für allgemeine Zukunftsfragen geleistet werden, wie bsplsw. Mobilität, Klimawandel, erneuerbare Energiegewinnung, ökologische Urbanistik, Teilhabemöglichkeit und Integration, interkultureller Freiraum,….

ABSTRACT – Chronologie

2021

Für unsere Vermittlungsradtouren, kristallisierte sich nach intensiver Recherchearbeit auf unterschiedlichen Ebenen im Vorfeld das „Format 5×5“ als besonders sinnvoll heraus, bestehend aus 5 Touren-Etappen mit 5 Stationen an 5 voneinander unabhängigen Tagen auf 5 unterschiedlichen urbanen Routen (West, Mitte, Nord, Süd, Ost) in den 5 ausgewählten Bezirken Pankow (Prenzlauer Berg – Weißensee), Wedding, Mitte, Kreuzberg und Treptow. Dabei wurde pro Tour zudem versucht, die Dauer von 5 Stunden als gesamte Routendauer, nicht zu überschreiten.

Zusammenfassend, lässt sich festhalten, dass sich dieses dynamische Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit ihren vielen Interfaces aus zwei Phasen zusammensetzt:

  1. A) einer 3-teilgen Produktionsphase (mit Recherche-, Entwicklungs- und Realisationsphase)

sowie

  1. B) einer 2-teiligen Postproduktionsphase (mit Auswertung und medialer Dokumentation der Forschungsergebnisse)

zu A) Darin lag das Augenmerk im Vorfeld zu allererst auf der inhaltlichen Recherche von möglichst diversen Projekträumen innerhalb des intersektionellen Berliner Kulturbereiches, welche ganz eigene spezifische Qualitäten aufweisen und auf Radwegen in möglichst kurzen Distanzen verbunden werden können. Um ein möglichst breites und relevantes Themen-Spektrum zu erhalten, folgte unsere Gesamtplanung dem „bottom-up Prinzip“; darin bestimmten die Anliegen der Protagonist*innen der unterschiedlichen Projekträume aus den Communities heraus, demokratisch die vielfältigen Programminhalte. Die dort vor Ort in Kooperationen stattfindenden, transdisziplinären Performances fungierten als die zentralen, inhaltlichen Bezugspunkte jeder einzelnen Tour, wobei die verbindenden Fahrten den physisch-dynamischen roten Faden im „in-between“ dazwischen bildeten. Dies erweiterte unser partizipatives, kuratorisches Prinzip, denn es sorgte mit großem Mehrwert für überraschende Begegnungen und Interaktionen.

Fazit: Im Gesamtkonzept, war es uns ein Anliegen, ent-hierarchiesierend zwischen Raum-Neuerschließungen/-Umnutzungen und etablierten Projekträumen/Institutionen „Brücken“ zu bauen. Die ausgewählten Kunstorte, öffneten dabei ihre Türen nach draußen, als interaktive Begegnungsstätten für die performativen Aufführungen lokaler oder internationaler Künstler*innen. Dabei machte sich ein substantielles Spannungsfeld des Kuratorischen auf, welches sich bsplsw. von der Eröffnungsrede von Bonaventure Soh Ndikung draußen vor SAVVY Contemporary zur Ausstellung „Enigma#59“ von Bili Bidjocka (auf der Tour durch Wedding), bis hin zum „Reenactment“ von Yolanda Tods Masterabschlussarbeit einer „Aural History Performance“ im Studiengang Raumstrategien an der Kunsthochschule Weissensee, (im ehemaligen Bermudagarten), auf dortiger Tour, erstreckte. (Besten Dank an dieser Stelle noch einmal an die ehemalige Rektorin Leonie Baumann für deren Genehmigung!).

2022 – 2023

zu B) Im ersten Teil der Postproduktionsphase, folgte die Zusammenstellung der audiovisuellen Dokumente sämtlicher Touren mit Ergänzung aller neu hinzugewonnenen Expertisen. Daran gliederte sich im Zeitraum 2022 und 2023 die Auswertung des gesamten Forschungsmaterials mittels Tourenkartographie, detaillierter Urbanistik-Tabelle sowie die Gestaltung eines visuellen Portfolios des erarbeiteten Materials an. Siehe detailliertes Programm zur Entwicklungs- und Realisationsphase mit transdisziplinären Performances und Routenverlauf, allen (sozio-) kulturellen Aufführungsorten mit den Veranstaltungsterminen im nächsten Menüpunkt „Entwicklung“ auf dieser website.

2024 – 2025

Momentan, sind wir im zweiten Teil der Postproduktionsphase, wobei wir gerade eine ausführliche ca. 45-minütige, filmischen Dokumentation aller Touren aus dem umfangreichen ca. 10-stündigen Filmmaterial, realisieren. Dies, als einzigartiges, zeitlos-dynamisches Zeugnis urbaner Forschungspraxis in Berlin für neuartige Konzepte innerhalb der künstlerischen Raumstrategien. Diese eigenständige Arbeit, kann als weiterer größerer Produktionsbereich angesehen werden.

Im Oktober 2024, veranstalteten wir in einem innovativen Vermittlungsformat, eine Gegenüberstellung der Raumstrategien der großen, institutionellen Wanderausstellung „Manifesta 15“ in Barcelona und unseren unabhängigen, interaktiven Vermittlungs-Radtouren in Berlin. Darin wurden die beiden Konzepte (mit ihrem enorm unterschiedlichen ökonomischen und geographischen Umfang) miteinander in Beziehung gesetzt und in Form eines Live-Workshops via Skype, in den Berliner Projektraum „Reflektor“ übertragen (siehe Link unter www.reflektor-neukoelln.de). In einem spannenden interaktiven Dialog zu den jeweiligen Möglichkeiten und Grenzen der ökosozialen Transformation mittels Kunst, wurden die Manifesta-Themen „Balancing Conflicts“, „Cure and Care“ sowie „Imaging Futures“ beidseitig verhandelt und interaktiv erörtert.

Im Mai 2025, nahm transformer-berlin am Jahrestreffen der Gesellschaft für Künstlerische Forschung, sowie am dortigen Symposium zum Thema „Holding Spaces, Making Conditions: Rethinking Infrastructures“ im „Labor für Kunst und Forschung“ an der Universität zu Köln teil. 

Im Juli 2025, nehmen wir am Symposium „Kunst braucht Raum – internationales Symposium zur kulturintegrativen Stadtentwicklung“ im Künstlerhaus Sootbörn Hamburg teil (organisiert von der IGBK – der „Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste Berlin).

Unser Film „Interaktive Vermittlungsradtouren der Diversität und Integration“ mit dem Untertitel „eine kuratorische Raumstrategie für künstlerische Performances im urbanen Raum Berlins“, befindet sich gerade in der End-Produktionsphase und wird nach finanzieller Unterstützung ab Herbst 2025, nach einigen Forschungsanfragen, schon öffentlich in einigen Foren vorgestellt.

Ende 2025, sind wir zudem eingeladen, einen Beitrag zum diesjährigen Kulturhauptstadt-Jahr in Nova Gorica/Gorizia zu leisten. So werden wir das mit der Biennale Venezia 2019 begonnene Format eines parallel Live-Workshop über Grenzen weiterführen und vom dortigen „Xcenter“ zum Thema „Crossing Borders“, in den Neukoellner Projektraum „Reflektor“ streamen.

2026 werden wir die strukturelle, inter- und soziokulturelle, ökologisch-urbane und analog-digitale Auseinandersetzung mit der Verletzlichkeit von Räumen weiter fortführen und uns konkret und direkt für weiteren Freiraum einsetzen, welcher die kritische Reflexion und Entwicklung unabhängiger künstlerischer Praktiken ermöglicht.

Dabei steht für uns die Frage im Mittelpunkt, wie Kunst und Kultur durch Partizipation, gerade in unruhigen Zeiten allseitiger Polarisierungen und Abschottungen, einen verstärkten gesellschaftlichem Zusammenhalt erreichen kann. Ebenso halten wir es für wichtig, gerade durch knapper gewordene finanzielle Fördermittel im Kultursektor, die Motivation für bürgerschaftliches Engagement zu erhöhen, um nachhaltig einen positiven, ökosozialen Wandel in der Gesellschaft erreichen zu können. Wir arbeiten dran! Bleiben Sie dran!              

(Anfragen bzgl. Zusendung des Portfolios mit Forschungs-Ergebnissen und Passwort des „Vimeo-Links“ unseres 45minütigen Film-Rohschnitts mit dem Arbeitstitel „Kuratorische Raumstrategie für künstlerische Performances im urbanen Raum Berlins“ bitte via email an transformer-berlin@email.de). 

                                                                                                                                  Marcus Kettel im Juni 2025